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Glasapparatebauer / Glasapperatebauerin

Die Apparaturen, die der Glasapparatebauer fertigt werden mehrheitlich in der Chemie-, Pharmaindustrie und Forschung benötigt. Da diese Wirtschaftszweige nicht besonders Krisenanfällig sind, braucht es auch in Zukunft Glasapparaturen. Glas fließt, dass macht es so unberechenbar. Die Automatisierung komplexer Arbeitsschritte und Apparaturen ist, wenn dann nur teilweise möglich. Doch der erfahrene Glasapparatebauer kennt sein Werkstoff. Er reagiert nicht nur, nein er agiert. Er schätzt ab, was von Nöten ist um die Apparatur zu fertigen.

Der Werkstoff Glas ist resistent gegen die meisten Chemikalien und bringt Durchblick in jede Reaktion. Von filigranen Elektroden, kleinen Versuchsapparaturen bis zur großen Pilotanlage fertigt der Glasapparatebauer alles. Reagenzgläser gehören dazu allerhöchstens Anfang des ersten Lehrjahres. In der dreijährigen Berufsausbildung lernt der zukünftige Glasapparatebauer die praktischen und theoretischen Grundlagen der Glasbearbeitung kennen.

Berufsausbildung

Inhalte und Ablauf
 
Die Auszubildenden lernen zum Beispiel im 1. Ausbildungsjahr

  • wie Glas nach seiner chemischen Zusammensetzung, seiner Art und Verwendung unterschieden werden kann
  • wie z.B. Tischbrenner und Handgebläse eingesetzt werden können
  • wie Glasrohre und Hohlglaskörper mechanisch getrennt und thermisch gesprengt werden
  • was beim Ziehen von Spitzen, beim Verengen und Zentrieren von Glasrohren zu beachten ist
  • wie Spitzen und Rohre eingeschmolzen werden
  • wie Spannungen im Glas kontrolliert werden
  • welche Funktion die üblichen Meß- und Prüfmittel haben
  • wie Maßstab, Schieblehre, Mikrometer, etc. eingesetzt werden


im 2. Ausbildungsjahr

  • wie Dampf- und Druckausgleichsrohre an Glaskörpern anzusetzen sind
  • was beim Einblasen von Glaskörpern in eine Form zu beachten ist
  • wie Hahnansätze zu fertigen sind
  • wie Gaswasch- und Spritzflaschen, Tropf- und Scheidetrichter sowie Liebig- und Kugelkühler hergestellt werden
  • was beim Biegen von Glasrohren berücksichtigt werden muss


im 3. Ausbildungsjahr

  • wie sonstige Werkstoffe (Kunststoff, Metall, Glaskeramik) in der Glasapparateherstellung verwendet werden
  • wie Metalle in Glasrohre eingeschmolzen werden
  • was beim Einsetzen von Seitenhälsen an Kolben zu beachten ist
  • wie Auslauföffnungen mit Wolframnadeln zu justieren sind
  • wie Glasapparate auf Maß, Form, Volumen und Lage geprüft werden
  • welche Fehler Halberzeugnisse haben können und wie sie sich auf die Verarbeitung auswirken


Berufsausübung

Nach abgeschlossener Berufsausbildung bietet der Beruf unter anderem folgende Möglichkeiten:

Herstellung von Glasapparate und Glasgeräte für Forschung, Technik und Industrie, aber auch Gebrauchs- oder Kunstgegenstände. Dies geschieht in der handwerklich geprägten Einzelfertigung, aber auch in der Anfertigung kleiner Serien.

Tätigkeiten

  • vorbereitende Arbeiten (Erstellen von Zeichnungen, Auswahl der Glassorte, Bereitstellung des Ausgangsmaterials)
  • Be- und Verarbeitung von Glasröhren, Glasstäben und vorgefertigten Teilen nach Erwärmung hauptsächlich durch Warmverformung wie etwa Biegen, Ausweiten, Ziehen, Einschnüren
  • Verbinden der vorgefertigten Teile zu Apparaten und Geräten nach Zeichnungen
  • Weiterbearbeiten der hergestellten Apparate und Geräte, z.B. durch Evakuieren, Schleifen, Versilbern
  • Einschmelzen von Metallfäden oder Ätzen zum Anbringen von Skalen und Beschriftungen nach Messen des Volumens
  • Reparatur defekter Glasapparate und Geräte


Arbeitsmittel, Werkzeug und Material

unter anderem:

  • technische Zeichnungen
  • Stab-, Rohrstücke, Bogen, T- und Übergangsstücke aus Borosilikatglas oder anderen Glassorten, Metalle
  • Handgebläse, Brenner, Glasdrehbank, Vakuumanlage
  • Glasmesser, Auftreiber, Einschnürblech, Quetschzange, Metallstichel, Pinzette
  • Meßgeräte und Werkzeuge
  • Kühler, Kolben, Trichter, Titrierapparate, Kugeln, Hohlglaskörper


Arbeitsorte

  • Industrie- oder Handwerksbetriebe
  • Laborglashandlungen
  • Laboratorien, Forschungseinrichtungen


Berufliche Weiterbildung

Qualifizierungs- und Spezialisierungsmöglichkeiten
Teilnahme an Lehrgängen, Kursen oder Seminaren, z.B. über VDE - Sicherheits-, Prüf- und Schutzbestimmungen, Ausbildung der Ausbildung, EDV-Grundkenntnisse, Hydraulik, Pneumatik, Umweltschutz, Material- und Lagerwesen

Aufstiegsfortbildung (nach entsprechender Berufspraxis)

  • Glasapparatebauermeister/in oder Industriemeister/in der Fachrichtung Glas
  • Techniker/in der Fachrichtung Glastechnik
  • Techniker/in für Betriebswissenschaft